Beim Lernort Bauernhof geht es um ein Angebot für Schulklassen oder Kindergartengruppen zur direkten Erfahrung landwirtschaftlicher Betriebe im Rahmen außerschulischer Lernorte. Das heißt konkret, dass Schulklassen oder Kindergartengruppen in der Zeit des Unterrichts die Möglichkeit erhalten, (Mehr- oder Einzel-) Tagesexkursionen auf landwirtschaftlichen Betriebe durchzuführen. Vor Ort werden sie durch einen Spezialisten (entweder den/die Landwirt*in selbst, einen Angestellten des Betriebes oder eine externe Fachkraft) begleitet, um die Arbeit des Betriebes durch Besichtigung und idealerweise auch aktiver Teilhabe an Arbeiten vor Ort kennenzulernen.
Lernort Bauernhof – Projekte verfolgen daher das Ziel, Schüler*innen und Kindern erfahrbar zu machen wo Lebensmittel herkommen, wie sie produziert werden, was alles mit dem Land-Wirtschaften zusammenhängt und welche Produkte aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen hergestellt werden. Es geht dabei auch darum, den Wert von Lebensmitteln bewusst zu machen, Aspekte wie Tierwohl und Nachhaltigkeit zu thematisieren und zu diskutieren, Klischees abzubauen und für die Landwirtschaft mögliche Nachwuchskräfte zu gewinnen.
Zielgruppe:
Kinder- und Jugendliche (Kindergartengruppen, Schulklassen)
mögliche Anzahl:
durchschnittliche Gruppengröße Klassen
zusätzliche Arbeitskraft:
nein
Anstellungsverhältnis:
nein
Verbindung zur Landwirtschaft:
Landwirtschaft für Kinder- und Jugendliche erfahrbar machen
ein Honorar für den Betrieb und den "Präsentierenden" wird festgelegt
2. Was gilt es zu beachten?
Die Form des jeweiligen Angebotes ist individuell und vielfältig umsetzbar, sollte sich im Idealfall aber auf jeweils ein konkretes Thema begrenzen und an die Altersstufe der Kinder/Schüler*innen angepasst sein. Ist der Betrieb breit aufgestellt, können auch mehrere Themenkonzepte ausgearbeitet werden.
Wichtig ist, dass sich beide Seiten (der/die Landwirt*in und die Lehrer*innen/Schüler*innen) auf den Besuch im Vorfeld vorbereiten, d.h. Inhalte müssen altersgerecht dargelegt werden können und Fragen sollten altersgerecht beantwortet werden können. Es braucht ebenso eine gute Absprache vorab des Besuches, bei dem auch wichtige Punkte wie Verpflegung, Kleidung, Schlechtwetter-Varianten und die Verfügbarkeit von Sanitäreinrichtungen geklärt werden können.
Die Schüler*innen/Lehrer*innen betreten zum Teil eine fremde Welt, die von den Erwartungen möglicherweise abweicht und auch Gefahren und Risiken (z.B. Allergien) beinhaltet. Daher ist es zwingend erforderlich, die aufgestellten Regeln des Betriebes, die am besten vorab, spätestens aber zu Beginn der Hoferkundung kommuniziert werden, einzuhalten.
Der/die Landwirt*in sollte sich bewusst sein, dass Kinder in größeren Gruppen sehr lebhaft und laut sein können und feste Regeln unterstützend sein können. Es muss abgeschätzt werden, ob die Tiere mit den damit verbundenen "Störungen" umgehen können.
Der/die als Landwirt*in übernimmt keine Aufsichtspflicht für die Besucher*innen: Diese bleibt stets bei den Betreuer*innen bzw. Lehrer*innen. Daher ist es seitens der Besucher*innen wichtig, genügend Betreuungspersonal dabei zu haben, sodass diese in die Exkursion und Aktivitäten mit eingebunden werden können.
3. Voraussetzungen, welche Sie als Landwirt*in, die anderen Hofbewohner*innen und die Struktur des Betriebes mitbringen sollten
Es braucht sowohl gute Konzepte, als auch engagierte und fachlich gut aufgestellte Angestellte, Mitarbeiter*innen oder externe Exkursionsleiter*innen auf Ihrem Betrieb, welche Freude bei der Präsentation der Arbeit des Betriebes haben und einen empathischen Umgang mit den kleinen Besucher*innen pflegen können.
Die Besucher*innen nehmen mehr positive Impulse mit, wenn sie Überzeugung und Leidenschaft spüren.
Idealerweise nutzt der/die Landwirt*in, welche die Führung als Experte seines Betriebes selbst durchführen möchte, ein Weiterbildungsangebot, um sich für die Aufgabe einer möglichst nachhaltigen Präsentation optimal zu qualifizieren.
Kinder haben erfahrungsgemäß häufiger ein gutes Erlebnis, wenn sie Tiere kennen lernen und diese auch streicheln dürfen. Es könnten demnach entsprechende Situationen mit geeigneten Tieren geschaffen werden, in welchen Tierbegegnungen ohne Verletzungsgefahren und Stress für die "Vorführ-Tiere" möglich sind.
Ebenso sollten bewusst Möglichkeiten für eine aktive Mitarbeit innerhalb des Betriebsalltages geschaffen werden, da diese besonders geeignet sind das Erlebte nachhaltig im Bewusstsein zu verankern.
Der Betrieb muss gewisse gesetzlich vorgegebene Standards (Hygiene, Sanitäranlagen, Gefahrenvermeidung) einhalten können.
4. Finanzierungsmöglichkeiten
Sie müssen mit der Schule bzw. dem Kindergarten eine individuelle Absprache tätigen, in welcher Sie Ihre Finanzierungsvorstellungen angeben.
Derzeit wird beim Thüringer Ökoherz e.V. ein Projekt "Lernort Bauernhof Thüringen" durchgeführt, welches Thüringer Landwirtschaftsbetrieben die Möglichkeit bietet, während des Projektzeitraums bis Ende 2021 und unter Vorbehalt der Verfügbarkeit von Projektgeldern die Möglichkeit Exkursionen mit 100€ zu entlohnen (je 50,00 € für den Betrieb und 50,00 € für den Präsentierenden). Hierzu ist es notwendig, vom Projektträger als teilnehmender Betrieb anerkannt zu werden und die hierfür notwendigen Angaben und Vereinbarungen zu leisten.
5. An wen kann ich mich wenden?
Sie können ganz auf die umliegenden Schulen in Ihrer Region zugehen und hier Ihr Angebot vorstellen, um dann gemeinsam einen Rahmen auszuhandeln.
Als ersten Absprechpartner für landwirtschaftliche Lernorte außerhalb Thüringens empfehlen wir generell die BAGLOB (Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof), die deutschlandweit mit zahlreichen Initiativen und Betrieben kooperiert und qualitativ hochwertiges Material zu allen relevanten Themen vorhält.
Für das Projekt "Lernort Bauernhof Thüringen" sind die primären Ansprechpartner der Thüringer Ökoherz e.V. und die Landvolkbildung Thüringen e.V.
Daneben gibt es unzählige weitere (sowohl regionale als auch überregionale) Initiativen und Einzelbetriebe, die unabhängig von Trägern Hofführungen anbieten. Erfahrungsgemäß findet man entsprechende Informationen hierzu am einfachsten über die Landwirtschaftsministerien, Kultusministerien oder die regionalen Bauernverbände.